Verfasser: Johann Krottenthaler (Stand: Mai 2015)
Der Bahnhof in Röhrnbach im Bayer. Wald (1890 – 2015)
25 Jahre Bahnhof Röhrnbach (1890 ‑2015)
• Die Eisenbahn war das Ereignis des 19. Jahrhunderts weltweit und besonders für den Bayerischen Wald. Lange bevor der erste Zug in den Wald dampfte, prophezeite schon der Mühlhiasl, (*1753 – +1805) dass einmal ein „Eiserner Hund von der Donau heraufbellen wird“. Am 7. Dez. 1835 – fuhr in Deutschland erstmals eine Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth. Bis der Zug in den Wald und explizit nach Röhrnbach kam vergingen aber noch ziemlich genau 55 Jahre. Die Bahn erwies sich trotz anfänglicher Befürchtungen als ein Segen für den armen, unterentwickelten Wald. Holz- und Steine konnten nun mit der Eisenbahn in die Zentren transportiert werden.
• 1884 – Planung einer Lokalbahn von Passau nach Freyung. Heftige Auseinandersetzungen über die Streckenführung. Während von staatlicher Seite die Strecke über Fürsteneck – Röhrnbach favorisiert wurde, befürworteten das Passauer Eisenbahnkomitee, die Gemeinden Hutthurm, Büchlberg und Hauzenberg sowie dortige Unternehmer die Strecke über Hutthurm-Büchlberg-Waldkirchen.
• 25. Juni 1885 – war der Grunderwerb für die Strecke Passau-Röhrnbach-Waldkirchen-Freyung abgeschlossen. Dies war vor allem der Initiative des Röhrnbachers Ernst Pfreimter (Gast- u. Landwirt, Postmeister, Bürgermeister, Landrat, Distriksabgeordneter) zu verdanken. Der Markt gab 5000 Mark. Ernst Pfreimter sowie der Paulusmüllner Franz Paul Garhammer, der zusätzlich einen Steinbruch zur unentgeltlichen Ausbeute für den Bahnbau überließ, stellten kostenlos Grundstücke zur Verfügung.
• 23. Januar 1886 – Gesetz, die Herstellung einer Lokalbahn von Passau nach Freyung betreffend. Es sah Staatsmittel bis zum Höchstbetrag von 5 832 000 Mark vor. Das Gesetz Nr. 231/II wurde noch von König Ludwig II. auf Schloss Hochenschwangau unterzeichnet, bevor er einige Monate später im Starnberger See zu Tode kam.
• 06.12.1890 – Eröffnungsfahrt von Passau nach Röhrnbach, wo bis 15.10.1892 Endstation war. Mit Eröffnung des Bahnverkehrs wurde auch der Postversand auf die Bahn verlegt. Die Carriolfahrten (Pferd mit Kutsche) von Röhrnbach — Verteilerzentrum für Waldkirchen, Freyung und Perlesreut — nach Passau konnten eingestellt werden. Mit Fertigstellung der Bahnstrecke nach Freyung verlor Röhrnbach die Verteilerfunktion. Nach einem Fahrplan vom 1. Oktober 1903 war aber der Posttransport vom Ort Röhrnbach zum Bahnhof Röhrnbach täglich fünf Mal mit der sogenannten Kariolpost (s. Fahrplan und Bild) geregelt.
• 1897 — Im Statischen Amtshandbuch der kgl. Bayer. Regierungsbezirkes Niederbayern ist der Praktische Arzt Johann Nepomuk Schauer als Bahnarzt für Röhrnbach benannt. Röhrnbach bekommt eine Bahnhofstraße sowie einen Bahnsteig.
• 27. April 1945 – Während des 2. Weltkrieges leitete die Bahn sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr beste Dienste. Dies blieb auch den Kriegsgegnern nicht verborgen und so wurden Bahnhöfe und Gleisanlagen zum bevorzugten Ziel von Luftangriffen. Am 28. Feb. 1945 wurde u.a. der Zug von Passau nach Freyung kurz nach Überquerung der Kachletbrücke von Tieffliegern angegriffen. Es gab mehrere Tote und Schwerverwundete, unter ihnen Frau Maria Cislak aus Röhrnbach, die dabei den linken Unterarm einbüßte. Am 27. April fielen Sprengbomben am Bahnhof Röhrnbach. Gleisanlagen wurden zerstört, vom Wohngebäude wurde eine Ecke herausgerissen. Erst am 29. April 1948 konnte wieder ein Zug von Passau nach Freyung durchfahren.
• 30. April 1982 – Der letzte Triebwagen fährt vom Bahnhof in Röhrnbach ab, der Personenverkehr wird eingestellt, 2002 auch der Güterverkehr. Die Eisenbahn hatte auf den Nebenstrecken gegen die Kraftfahrzeuge auf den Straßen verloren.
• 16./17. Juli 2011 – Reaktivierung/Eröffnung der Ilztalbahn für touristische Fahrten an Wochenenden während der Monate Mai – Oktober durch die Ilztalbahn GmbH und den Förderverein Ilztalbahn e.V. Der Genehmigung für die Wiederaufnahme durch das bayerische Wirtschaftsministerium ging eine kontroverse Diskussion voraus, weil viele Bürger und etliche Anrainergemeinden lieber einen Radweg auf der Strecke haben wollten.
• 2015 — jährt sich die Geschichte der Eisenbahn in Röhrnbach zum 125. Mal. Der Förderverein Ilztalbahn e.V., unterstützt vom Kulturverein Röhrnbach e.V. der Marktkapelle Röhrnbach e.V. und dem Reit- und Fahrverein Röhrnbach e.V., feiern dieses Jubiläum am Sonntag, 13. Juni beim Bahnhof mit einem Fest. Danach ist die Foto- und Dokumentenausstellung im Heimat.Museum Röhrnbach.Kaltenbach zu sehen.
Am 01.12.2015 bietete der Kulturverein Röhrnbach e.V. anlässlich der ersten Fahrt von Passau nach Röhrnbach am 6. 12.1890 einen Vortrag mit Bilderschau an.