Anlässlich der Beteiligung des Dorfes Nebling an dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden – unser Dorf hat Zukunft 2013 – 2016“ soll auch einmal in die lange Geschichte des alten Bauerndorfes zurück geblickt werden. Das Dorf Nebling gehört neben Deching und Ernsting zu den drei echten Ing-Orten im Marktgebiet von Röhrnbach, deren Besiedlung bereits vor der Jahrtausendwende erfolgte. Der Ortsname Nebling (auch Neblingen, Neblinge, Neplingen, Neppling) leitet sich von dem altdeutschen Personennamen Nobilo ab. 1010 schenkte Kaiser Heinrich II. dem Marienkloster Niedernburg in Passau das Gebiet nördlich der Donau und östlich der Ilz bis zum Böhmerwald, das fortan auch als Land der Abtei bezeichnet wurde. Schon 150 Jahre später aber übergab Kaiser Friedrich (Barbarossa) dem Passauer Bischof das Marienkloster mit allen Besitzungen. 1220 wurde der Passauer Bischof mit dem Erhalt der Grafschaft im Ilzgau auch und Landesherr und Fürst. Um 1200 erscheinen die Neblinger erstmals urkundlich. Ein Dietricus von Neblingen ist Zeuge einer Übergabe an das Kloster St. Nicola, ein Heinricus von Nebelinge und seine Schwester Meathilt übergeben sich als Zensuale an die Passauer Domkirche. Mit Datum 13. Oktober 1369 verkauft Zachreis, Sohn des Andreas des Watzemstorffer, die Lehensherrlichkeit über das Gut in Nebling, das Chnapp, der Sohn des Hartlein inne hat, an seinen Vetter Wilhelm den Watzemstorffer. Am 3. Februar 1434 verkaufen Jorg Lewtzenrieder und seine Schwester Magdalena an Degenhart den Watzemstarfer zu Lewpprechting ein Gut zu Nebling in Rornpekcher Pfarr, auf dem Hannsl der Newbiertt sitzt. In der Urkunde vom 29. Januar 1495 sind gleich mehrere Namen von alten Neblingern enthalten. Dort heisst es abgekürzt: „Hanns Flitzinger zum Hag, Pfleger zum Kaltenstein, übergibt den Zechpröbsten der Kirche in Rornnpach, anstatt einer beschwerlichen Gült von 5 fl., die Zehenten von den Gütern des Steffan Goldlein, des Hannslein, Merttl Wagner, Michael und des Annderl Michell, alle in Nebling.“ Weitere ähnlich lautende Urkunden sind vorhanden. Nachdem Fürstbischof Urban von Trenbach bis 1593 fast alle adligen Herrschaften im Land der Abtei aufgekauft hatte und nun selbst auch Grundherr in seinem Land war, musste das Gebiet neu organisiert werden. In Leoprechting wurde ein Land- und Pflegegericht eingerichtet, dem die Ämter Hutthurm, Waldkirchen und Röhrnbach nachgeordnet waren. Nebling, dem Amt Röhrnbach zugehörig, hatte um diese Zeit acht Anwesen. Davon waren 6 Lehen (halber Hof) mit den Besitzern Königseder, Mayr, Graf, Haiden, Scholler, Hirsch sowie ein Großhäusl mit dem Besitzer Maurer (wahrscheinlich Käser) und das Hirtenhaus, das allen Rechtlern gemeinsam gehörte. In einer Reichnisliste aus dem Jahr 1777 waren folgende Anwesensbesitzer aufgeführt: Leopold Schuhbauer, Mathias Königseder, Mayr, Jacob Seidl, Mathias Hirsch, Hayn. Nach der Säklularisation und Auflösung des Fürstbistums Passau 1803 kam das Röhrnbacher Gebiet zunächst in die weltliche Herrschaft des Großherzogs von Salzburg-Toskana, 1806 aber dann an das neugebildete Königreich Bayern. Aufgrund des Edikts von 1808 wurde das Landgericht Wolfstein beauftragt aus dem Gebiet des ehemaligen Amtes Röhrnbach politische Gemeinden zu bilden. 1811 wurden die Landgemeinden Außernbrünst, Kumreut, Praßreut, Röhrnbach, Wilhelmsreut organisiert. Nebling gehörte zunächst zur Landgemeinde Röhrnbach. Nach einer Revision der Gemeindeordnung 1818 kam Nebling zur neugebildeten Gemeinde Oberndorf. 1828 zählte Nebling acht Anwesen und 81 Seelen. Interessant ist ein Fahndungsaufruf des Landgerichts Wolfstein vom 30. Juli 1836: „ Am 14. dieß Monats wurde dem Leopold Schuhbauer, Bauer zu Nebling, mit Einbruch eine Baarschaft von 85 bis 90 fl., bestehend aus 10 sogenannten Frauenbild-Thalern, zwei halben Guldenstücken, fünf Kronenthalern, dann halben Kronenthalern, und 40 Kreuzerstücken, entwendet, und in der Nacht vorher, nämlich vom 13. auf 14. d.Mts., wurde der ledigen Inwohnerin Anna Maria Dick zu Nebling, gleichfalls durch Einbruch ein blau und weißes köllnisches Mehlsackl, einen Metzen haltend, dann ein rupfener Getreidesack, der 1 Maaß Korn faßt, entfremdet.“ Von 1828 — 1840 wurde Bayern erstmals richtig vermessen. Die Bauern und Grundstücksbesitzer wurden nach Art, Umfang und Bonität des Grundes besteuert. Nach dem Steuerkatasterplan hatte Nebling neun Anwesen mit folgenden Besitzern: Nr. 1 = Leopold Schuhbauer, (Bauer) Nr. 2 = Jakob Königseder, Witwe Maria, (Bauer) Nr. 3 = Lorenz Meier, (Bauer) Nr. 4 = Simon Seidl, (Bauer) Nr. 5 = Philipp Haiden, (Bauer) Nr. 6 = Lorenz Krenn, (Bauer) Nr. 7 = Georg Käser, (Maurermeister) Nr. 8 = Josef Wilhelm, (Bauer) Nr. 9 = Gemeinde (Hirtenhaus) Über das Weiderecht war im Liquidationsbuch von 1840 folgendes zu lesen: „Das Weiderecht der Gemeinde Neppling umfaßt die Flur Neppling, wie solche auf dem Steuerplan angezeigt ist und wird von sämtlichen Gemeindegliedern ohne Einschränkung der Anzahl des Viehes eines jeden einzelnen ausgeübt.“ Zugleich ist über den Brunnen beim Anwesen 6 (Lorenz Krenn) folgendes vermerkt: „Am Grenzbrunnen beim Haus Nr. 6 sind sämtliche Dorfbewohner von Neppling berechtigt ihren Wasserbedarf zu holen und zu waschen. Das Überfallwasser darf HNr. 6 zur Bewässerung von Flurnummer 699 benützen. Zu dem oben angeführten Maurermeister Georg Käser auf Anwesen Nr. 7 muss noch näher eingegangen werden. Schon sein Urgroßvater Peter Käser (1687–1754) ist als Maurer in Nebling in den Kirchenbüchern verzeichnet. Er stammt aus dem alten Maurergeschlecht der Käser von Wilhelmsreut, die schon vor 1660 als solche in Erscheinung treten. Der Enkel von Peter Käser, Georg Käser I (1757–1817) organisiert eine selbständige Maurermeisterlade in Röhrnbach, die von der damaligen Salzburgschen Regierung auch genehmigt wurde. Das Zunftzeichen der Maurer ist noch heute am Posthotel in Röhrnbach zu sehen. Sein Sohn Georg II wiederum erbaute 1838 das erste Schulhaus in Kumreut. Das Anwesen Käser kam 1921 in das Eigentum des Johann Süß. 1911 wurde das Hirtenhaus, das nördlich des heutigen Anwesens von Johann Süß stand, abgetragen. Der Bauer Johann Seidl aus Nebling gewährte der 1921 neugegründeten Freiwilligen Feuerwehr Oberndorf ein Darlehen von 10000,- RM zur Anschaffung von Ausrüstungsgegenständen. Zu Beginn des sogenannten 3. Reiches waren die Bürger der Gemeinde Oberndorf politisch gespalten. Mehrere Bewohner wandten sich 1933 an das Innenministerium, weil der Sägewerksbesitzer und NSDAP-Parteigänger Max Garhammer von der Paulusmühle zwei Bürgermeisterwahlen anfocht. Zunächst gelang es Garhammer, dass der gewählte Bürgermeister Eder aus Oberndorf abgesetzt wurde. Bei einer erneuten Wahl verlor Garhammer mit Losentscheid bei Stimmengleichheit gegen den Landwirt Johann Seidl aus Nebling. Auch diese Wahl focht er an. Wie aus den Beschlussbüchern der Gemeinde Oberndorf ersichtlich ist, war Garhammer von 1933 bis 1936 1. Bürgermeister der Gemeinde. Warum er schon 1936 von Heinrich Fuchs aus Nebling abgelöst wurde, ist nicht bekannt. 1971 erfolgte die freiwillige Auflösung der Gemeinde Oberndorf. Die Orte Oberndorf, Goggersreut, Unterstrahbergmühle, Paulusmühle, Göttlmühle und Nebling kamen nach Röhrnbach, die anderen Orte zunächst zur Gemeinde Kumreut, 1979 dann ebenfalls nach Röhrnbach. 1978 wurde die Flurbereinigung in Nebling angeordnet und bald abgeschlossen. Damit verschwand die kleinteilige Flurenlandschaft, die noch von der mittelalterlichen Dreifelderwirtschaft (Die drei Felder hießen: Hofwiesen, Bergfeld, Saußmüllerfeld) herrührte und auf den Urkatasterplänen um 1840 noch ersichtlich war. 1997 wurde die Ortschaft an die Kanalisation angeschlossen und 2004 an die öffentliche Wasserversorgung. 2011 errichtete der Landwirt Josef Seidl auf seinem Grundstück eine schöne Kapelle. Derzeit gibt es in Nebling zwei Landwirte im Vollerwerb und drei im Nebenerwerb. Des Weiteren sind ein Frisörbetrieb sowie eine Privatarztpraxis im Dorf vorhanden. Zum 1. April 2013 zählte die Ortschaft 46 Einwohner. Verfasser: Johann Krottenthaler, Kulturverein Röhrnbach e.V. (Stand: Sept. 2013) Fundstellen: I) „Der Markt Röhrnbach in Vergangenheit und Gegenwart“ — Paul Praxl, Alois Anderle u.a. II) Regesten des Passauer Abteilandes – Dr. Josef Haider 1934 III) Marktarchiv Röhrnbach, Beschlussbuch Gemeinde Oberndorf IV) Vermessungsamt Freyung (Uraufnahme, Liquidationsbuch) V) Archiv Bistum Passau, Matrikelbücher Pfarrarchiv Röhrnbach ab 1660 VI) Archiv Bistum Passau, Matrikelbücher Pfarrarchiv Hutthurm ab 1604 VII) Markt Röhrnbach, Einwohnermeldeamt VIII) Entwurf eines Schreibens an das Bayer. Innenministerium v. 22.05.1933 IX) Bayerische Staatsbibliothek; Volkszählungen X) Planunterlagen Johann Süß XI) Archiv Bistum Passau, Reichnislisten 1726–1740 u. 1777–1799.